Die Führung durch die aktuelle Sonderausstellung "Eine Frage des Geschlechts? Frauengeschichte in Ravensburg" zeigt die Geschichte Ravensburger Frauen vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Am Beispiel verschiedener Ravensburgerinnen widmet sich die Ausstellung der Frage, wie die Kategorie „Geschlecht“, ebenso wie Stand, Klasse und Herkunft, den Zugang zu politischen Rechten und sozialen Räumen definierte, sowie Herrschafts- und Machtverhältnisse prägte und stabilisierte.
Im 18. Jahrhundert nutzen Frauen wie die Schneiderin Maria Anna Eglin oder die Schuhfabrikantin Barbara Böhmin Handlungsspielräume innerhalb rechtlicher und sozialer Normen und setzten sich als erfolgreiche Handwerkerinnen und Unternehmerinnen durch.
Das Zeitalter der Aufklärung, die Entstehung des modernen Staatswesens und die Emanzipation des Bürgertums brachten im 19. Jahrhundert eine Festlegung auf „naturgegebene“ Geschlechtscharaktere. Diese Eigenschaften, etwa Passivität/ Aktivität oder Sinnlichkeit/Rationalität, wurden an das biologische Geschlecht geknüpft und legitimierten die Zuweisung von Rollen, Rechten und Räumen.
Die Frauenbewegung erkämpfte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Frauenwahlrecht und die formale Gleichberechtigung. Zugang zu höherer Bildung und neuen Berufen führte aber auch in Ravensburg nicht zu einer grundsätzlichen Umgestaltung der Geschlechterverhältnisse.
Dauer: 60 Minuten