Humpisstuben-Wirt und Bierbrauer Gottfried Rösch repräsentiert das Zeitalter der Industrialisierung. Sein 1842 eröffnetes Lokal in der Marktstraße 47 mit Gaststube und Bierausschank im Erdgeschoss und Speisesaal und Treffpunkt der städtischen Honoratioren im ersten Stock.
Gottfried Rösch riskiert in der Humpisstraße die Gründung einer eigenen Hausbrauerei und verschuldete sich hoch, doch das Lokal wurde zu einem Zentrum der bürgerlichen Geselligkeit. Die Ravensburger*innen feierten Hochzeit und tanzten im "Grünen Saal", hier trafen sie sich im Turnverein und bildeten einen literarischen Zirkel. Die Gaststube ging vom Vater zum Sohn Rösch, von ihm zu seinem Schwiegersohn, von dem zu dessen Sohn über. 150 Jahre prägten die "Humpis-Stuben" die Ecke Markt- und Humpisstraße – und tun es bis heute.
Das 19. Jahrhundert brachte, etwa mit der Mediatisierung und der Revolution von 1848/49, tiefgreifende politische und gesellschaftliche Umbrüche. In den 1830er-Jahren begann in der inzwischen württembergischen Oberamtsstadt Ravensburg mit den ersten mechanisierten Spinnereien und Webereien die Industrialisierung, die mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Ulm – Ravensburg – Friedrichshafen 1850 deutlich an Geschwindigkeit aufnahm. In Nachfolge der aufgelösten Zünfte und Gesellschaften wurde das 19. Jahrhundert für Ravensburg auch zum Jahrhundert der Vereine.